Skoliosebehandlung nach Katharina Schroth

Bei der dreidimensionalen Skoliosebehandlung nach Katharina Schroth wird nach einem differenzierten Befund der Skoliose ein individuell angepasstes Übungsprogramm mit den Patienten durchgeführt.

Ziel des Programms ist es, dass die Patienten eigenständig ihr Übungsprogramm durchführen und die erlernten Korrekturen auf den Alltag übertragen können.

Die Skoliose (altgriechisch: σκολιός, skolios „krumm“)

ist eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule, die mit einer Rotation (=Drehung) der Wirbelkörper einhergeht.

Eine vollständige Aufrichtung der Wirbelsäule ist nicht mehr möglich. Um das Körpergleichgewicht zu erhalten bilden sich in der Regel mehrere, einander gegenläufige Bögen/Krümmungen.

Es wird zwischen einer skoliotischen Fehlhaltung und einer sogenannten idiopathischen Skoliose unterschieden.

Bei der skoliotischen Fehlhaltung kommt es nicht zu einer Rotation der Wirbelkörper und der Krümmungsgrad ist meist nicht sehr hoch (Cobb-Winkel < 10°). Man spricht auch von einer funktionellen skoliotischen Fehlhaltung, deren Ursachen in der Regel bekannt sind (z.B. Wirbelfehlbindungen wie Keilwirbel, Muskelerkrankungen (z.B. Polio), Erkrankungen des Bindegewebes oder Fehlhaltungen) und die durch eine physiotherapeutische Behandlung meist sehr gut korrigiert werden kann.

Bei der idiopathischen Skoliose, die ca. 90% aller Skoliosen ausmacht, ist die Ursache unbekannt. Es ist jedoch immer eine Rotation der Wirbelkörper zu finden.

Einteilung der Skoliosen

Die idiopathischen Skoliosen werden u.a. nach dem Zeitpunkt der Entdeckung eingeteilt:
Zwischen dem 1.und 3. Lebensjahr spricht man von infantilen Skoliosen. Die Prognose ist eher schlecht, meist ist eine OP unvermeidbar.
Zwischen dem 4. und 9. Lebensjahr spricht man von juvenilen Skoliosen. Deren Prognose ist etwas besser als bei den infantilen Skoliosen.
85% aller Skoliosen werden zwischen dem 10.und 14. Lebensjahr entdeckt. Hier spricht man von den idiopathischen Adoleszentenskoliosen.
Eine weitere Unterscheidung wird durch die Lokalisation der Hauptkrümmung vorgenommen: Brustwirbelkrümmungen (Thorakalskoliosen), Lendenkrümmungen (Lumbalskoliosen) und Brustwirbel-Lenden-Krümmungen (Thorakolumbalkoliosen). Nach dieser Lokalisation richtet sich die Therapie. Die Verteilung zwischen weiblichem und männlichem Geschlecht liegt bei 4:1.

Diagnostik

Die Diagnosestellung der Skoliosen geschieht meist zufällig.
Da sie anfangs beschwerdefrei verlaufen, klagen die Kinder bzw. Jugendlichen nicht über Schmerzen o.ä., sondern die Eltern gehen mit ihnen zum Arzt, da z.B. das Becken schief steht oder die Schultern schief stehen.

Als erste einfache Untersuchung wird dann der sogenannte Adams-Test (ein Vorbeugetest) gemacht, bei dem man eventuelle Asymmetrien leicht erkennen kann.

Eine genaue Aussage über die Krümmungen und die Rotation kann jedoch nur über eine Röntgenaufnahme (Ganzaufnahme im Stand) getätigt werden. An dieser können dann auch die Winkelgrade gemessen werden, anhand derer die Schwere der Skoliose beurteilt werden kann.

Ergänzend hierzu gehört noch eine Aufnahme von der Seite hinzu.

Therapie

Die Therapie der Skoliose hat zum Ziel, ein weiteres Fortschreiten (die sog. Progredienz) zu verhindern.
Ein wichtiges Element stellt hier die Krankengymnastik dar.

Katharina Schroth hat 1921 ein Therapiekonzept erstellt, welches seine Effektivität in den letzten Jahrzehnten unter Beweis gestellt hat. Frau Schroth litt selber unter Skoliose und musste ein Korsett tragen.

Im Vordergrund der Skoliosetherapie nach Schroth steht das Kennenlernen der eigenen Skoliose, das Erlernen von Körpergefühl, von Korrekturübungen und somit die Einsicht in die konsequente Durchführung der Übungen als Hausaufgabenprogramm.

Durch das kontinuierliche Üben wird eine Übertragung der Korrekturen auf den Alltag möglich und es können spür- und sichtbare Verbesserungen der Skoliose erreicht werden.

Bei einem Krümmungswinkel von >20° Cobb kommt im Wachstumsalter eine Korsettversorgung hinzu. Die Jugendlichen müssen dieses Korsett konsequent tragen, um eine Verschlechterung zu verhindern bzw. sogar eine Verbesserung der Krümmungsgrade zu erreichen.

Bei sehr ausgeprägten Skoliosen bzw. bei einer starken Verschlechterung kann eine Operation notwendig sein. Dies kann in seltenen Fällen leider auch trotz intensiver physiotherapeutischer Behandlung und Korsettversorgung notwendig sein. Bei der Operation werden die betroffenen Wirbelsäulenabschnitte durch Metallimplantate versteift.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in die komplexe Situation der Skoliosen.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben, können Sie gerne Kontakt mit uns

aufnehmen.

Abrechnungstechnischer Hinweis

Die Skoliosebehandlung nach Katharina Schroth ist kein eigenständiger Verordnungspunkt, sondern läuft unter der Verordnung "KG" (Krankengymnastik) und kann unter dieser Bezeichnung durch den Arzt verordnet werden.

Seit dem 01.01.2017 haben sich einige Änderungen im sogenannten Heilmittelkatalog ergeben, durch die es vor allem für erwachsene Skoliosepatienten Verbesserungen gibt. Bisher wurden Erwachsene schlechter gestellt als Jugendliche.

So fallen die Behandlungen für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr und einem Skoliosewinkel von über 20° nach Cobb unter den sogenannten langfristigen Heilmittelbedarf.

Hyperkyphosen mit einem Gesamtkyphosewinkel von über 60° beim Erwachsenen, sowie Skoliosen (sekundäre sowie idiopathische) von über 50° nach Cobb beim Erwachsenen fallen unter den besonderen Verordnungsbedarf (früher: Praxisbesonderheiten).

Die Verordnungen (Rezepte), die unter die beiden Punkte langfristiger Heilmittelbedarf und besonderer Verordnungsbedarf fallen sind nicht Gegenstand eines möglichen Prüfverfahrens.
Das bedeutet, dass sie das Budget des Arztes nicht belasten.

Für genauere Informationen haben wir hier einige Links zusammengestellt:

Info der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: langfristiger Heilmittelbedarf/besonderer Verordnungsbedarf
Gemeinsamer Bundesausschuss: Patienteninformation: Genehmigung eines langfristigen Behandlungsbedarfs